Presseberichte zur Abschiedsfahrt

Beide Tageszeitungen haben übrigens von einem Drehstrommotor im SG 200 HO geschrieben, diese Information ist natürlich falsch. Die MAN-Obusse beider Bauarten (SG und SL) haben selbstverständlich Gleichstrommotoren. Einzige Ausnahme ist der SL 172 HO Wagen 42, der als Kiepe-Testfahrzeug einen Drehstromantrieb besitzt. Auf welchem Mist diese Fehlinformation gewachsen ist, ist leider unbekannt!

 

Letzter alter Gelenk-Obus ging am Mittwoch auf Abschiedsfahrt

Der SG 200 HO war vor 20 Jahren aktuellster Stand der Technik / Die ausgemusterten Fahrzeuge werden vermutlich im Ausland weiter Dienst tun

Als Wagen 20 - unser Bild zeigt ihn am Graf-Wilhelm-Platz - am Mittwoch auf dem Betriebshof abgestellt wurde, hatte er 943 375 Kilometer auf dem Tachometer.

Von Wolfgang P. Getta

Der letzte von einst 22 durch Solingen fahrenden Gelenk-Obussen des Typs SG 200 HO (einer brannte 1986 im Betriebshof aus) ist am Mittwoch auf Abschiedsfahrt gegangen: dekoriert mit einer blau-gelben Girlande, Rosen in den selben Farben und Plakaten außen und innen.

Wagen 20 absolvierte den Abschied ganz profan als "681/9": mit der neunten Tour auf der Obuslinie 681. Abfahrt 9.57 Uhr am Graf-Wilhelm-Platz nach Ohligs und - weil dort wegen der Bauarbeiten in Wald gewendet wird - zurück zum Graf-Wilhelm-Platz. Am Steuer Hans Gunkel, der seit 21 Jahren im SWS-Verkehrsbetrieb "auf dem Bock" sitzt, also als Fahrer arbeitet. Der 55-Jährige hat den SG 200 HO (das "H" stand für Heckantrieb und das O für Oberleitung) in guter Erinnerung: "Das Auto war robust und wintertauglich. Ich habe es gern gefahren." Beim endgültigen Abschied hat er "ein bisschen ein komisches Gefühl".

 Auch Friedhelm Schleifenbaum, Pressesprecher des Verkehrsbetriebs und bis 1996 selbst Fahrer, hat gute Erinnerungen: "Das Fahrzeug war zuverlässig. Anfangs waren wir stolz, einen so langen Bus fahren zu dürfen."

Auf der Rückfahrt von Ohligs in einem aktuellen Gelenk-Obus der Marke van Hool schildert Peter Hanz, Leiter der SWS-Verkehrstechnik, was 1983 an dem SG 200 HO so neu war: "Er hatte elektronische Antriebs-Steuerung und zwei angetriebene Achsen." Auf den 20 Millionen Kilometern, die von den Bussen insgesamt gefahren wurden, habe es nie einen größeren Unfall gegeben. Jetzt wurden sie an einen Händler verkauft und werden wohl im Ausland weiter Dienst tun.

Solinger Tageblatt vom 19./20. Juni 2003


 


 
Gelenkbusse der Baureihe SG 200 HO sind ausgemustert worden

Abschied für den letzten seiner Art

(RP). Fast 20 Jahre lang haben die MAN-Gelenkbusse des Typs SG 200 HO das Stadtbild mit geprägt. Zehn Millionen Fahrgäste haben die 21 Mitte der 80er Jahre in Betrieb genommenen Obusse befördert. Gestern drehte der letzte Bus dieser Baureihe seine Abschiedsrunde. Noch einmal führte der Weg voll besetzt auf der Linie 681/9 nach Ohligs und zurück.

"Eis bisschen Wehmut ist schon dabei", sagt Karlheinz Gunkel (54), als er den voll besetzten Obus-Wagen 20 auf den Platz vor dem Ohligser Bahnhof lenkt. Zum letzten Mal sitzt er auf einer Linienfahrt hinter dem Steuer eines MAN-Gelenkbusses vom Typ SG 200 HO, der nach fast zwei Jahrzehnten zuverlässigen Dienstes ausgemustert wird.

Die 21 Wagen der ab 1984 in Betrieb genommenen Baureihe haben jeweils fast eine Million Kilometer abgespult, waren 20 Stunden pro Tag im Einsatz - und haben rund zehn Millionen Fahrgäste befördert. "Ich war von Anfang dabei, als der Typ zum ersten Mal auf unseren Straßen unterwegs war", erzählt Gunkel. "Wir haben ihn eigens für die letzte Fahrt ausgesucht", ergänzte Stadtwerke-Sprecher Friedhelm Schleifenbaum (55).

"Es war sein Arbeitsgerät, und es ist seine Tour." Den Kurs 681/9 von Hästen nach Ohligs und zurück fährt Gunkel künftig mit den modernen Niederflur-Bussen, die seit 2001 im Einsatz sind. 35 moderne Gelenk-Obusse, 15 der niederländischen Firma Berkhof (Typ AT 18) und 20 der belgischen Firma Van Hool (AG 300 T), fahren schon - pro Stück eine halbe Million Euro teuer.

Ab ins Ausland

Leichterer Einstieg mit Absenkung statt Treppen, geräumigeres Innenleben und mehr Fahrkomfort: "Die Frage nach dem Grund für die Anschaffung der Neuen erledigt sich, wenn man vom Alten in den Neuen umsteigt", meint Schleifenbaum. Gestern aber durfte der am 6. Mai 1985 eingeweihte alte Wagen 20 nochmal den "Kreis" fahren und sich verabschieden. Um 9.40 Uhr ging`s los, nach der Rückfahrt über den Graf-Wilhelm-Platz führte der Weg schließlich zum Betriebshof. Die ausgemusterten Busse werden von einem Händler ins Ausland weiter verkauft.

"Vor allem die Traktionskontrolle samt elektronischer Steuerung, damals eine wichtige Neuerung, ist fast verschleißfrei", sagt Peter Hanz, technischer Leiter des Center Verkehr. Auch sonst gab`s wenig Probleme mit dem Typ - abgesehen von Startschwierigkeiten mit den Türen. Vor allem die Drehstrom-Motoren aber entpuppten sich als wartungsfreundlich.

"Die sind nur einmal, bei Kilometerstand 500 000, für 5000 Mark überholt worden", erzählt Hanz. Größere Unfälle gab`s auch nicht - "was nicht zuletzt unseren guten Fahrern zu verdanken ist", wie Personalleiter Thomas Weck anmerkt. Er erinnert sich noch gut daran, dass sich die Fahrer Mitte der 80er, als Solingen flächendeckend mit den MAN-Gelenkbussen versorgt wurde, erst an die 17,50 Meter langen Fahrzeuge mit den zusätzlichen Türen gewöhnen mussten. "Da galt es, den Fahrern Ängste zu nehmen."

Günter Greve (66) jedenfalls, seit 1995 im Ruhestand und gestern zufällig bei der Abschlussfahrt dabei, fand das Fahren der Gelenk-Busse stets angenehm - "auch wenn die Vorgänger im Winter hinten schon mal ausbrachen", sagt er. Die Technik schuf Abhilfe, "aber die Wehwehchen bleiben die gleichen", meint er.

Von HEIKO SCHMITZ

SG 200 HO

(RP). Wagen 20 war der letzte der 21 eingesetzten Obusse von MAN. Die Konstruktion der Baureihe kam von ÖAF Österreich, die Elektrik von der Firma Kiepe. Angetrieben wurde er von einem Garbe-Lahmeyer Drehstrom-Motor mit 192 Kilowatt Leistung, der ihn über einen Doppelantrieb an Mittel- und Hinterachse ruckfrei auf maximal 60 Kilometer pro Stunde beschleunigt. Dazu hatte der leer 17 und beladen bis zu 28 Tonnen schwere Bus einen VW-Hilfsmotor mit 40 Kilowatt (54 PS) an Bord. Er bot 50 Sitz- und 116 Stehplätze; der 1985 eingeweihte Wagen 20 legte im Jahr rund 60 400 Kilometer zurück.